Alles ist erleuchtet by Jonathan Safran Foer

Alles ist erleuchtet by Jonathan Safran Foer

Autor:Jonathan Safran Foer [Foer, Jonathan Safran]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


In gewissem Sinn hatte die Familie der Braut das Haus lange vor Zoschas Geburt für die Hochzeit vorbereitet, doch erst als mein Großvater widerstrebend um ihre Hand angehalten hatte -nicht auf einem Knie, sondern auf beiden -, bekamen die Renovierungsarbeiten ein hysterisches Tempo. Die Hartholzböden wurden mit weißer Leinwand bespannt, Tische wurden in einer Reihe vom Elternschlafzimmer bis zur Küche aufgestellt, geschmückt mit exakt aufgestellten Tischkarten, über deren Platzierung man sich wochenlang den Kopf zermartert hatte. (Avra darf nicht neben Zoscha sitzen, sondern in der Nähe von Joske und Libbie, allerdings nicht, wenn das bedeutet, dass Libbie bei Anschel oder Anschel bei Avra oder Avra irgendwo in der Nähe des Blumenschmucks sitzt, denn er ist schrecklich allergisch und wird uns sterben. Und die Aufrechten und die Wankler müssen auf verschiedenen Seiten der Tafel sitzen.) Für die neuen Fenster wurden neue Vorhänge gekauft, nicht weil mit den alten Fenstern und den alten Vorhängen etwas nicht in Ordnung gewesen wäre, sondern weil Zoscha verheiratet werden sollte, und das erforderte eben neue Fenster und Vorhänge. Die neuen Spiegel wurden auf Hochglanz poliert, die antikisierenden Rahmen dagegen mit akribischer Sorgfalt patiniert. Menachem und Tova, die stolzen Brauteltern, sorgten dafür, dass alles bis ins letzte und kleinste Detail außergewöhnlich war.

Das Haus bestand eigentlich aus zwei Häusern, deren Speichergeschosse miteinander verbunden worden waren, nachdem sich Menachems riskantes Forellengeschäft als bemerkenswert lukrativ erwiesen hatte. Es war das größte Haus in Trachimbrod, aber auch das unbequemste, denn um von einem Raum zum anderen zu gelangen, musste man unter Umständen drei Stockwerke hinauf- und drei hinuntergehen und zwölf Zimmer durchqueren. Die Aufteilung entsprach der Funktion: die Schlafzimmer, das Spielzimmer der Kinder und die Bibliothek befanden sich in der einen Hälfte, Küche, Esszimmer und Wohnzimmer in der anderen. Die Keller - von denen einer die beeindruckenden Weinregale enthielt, die, wie Menachem versprach, eines Tages mit beeindruckenden Weinen gefüllt werden würden, während der andere ein ruhiger Ort für Tovas Näharbeiten war - trennte nur eine Ziegelwand, doch de facto lag zwischen den beiden ein vierminütiger Fußmarsch.

Das Doppelhaus enthüllte in jeder Hinsicht den neuen Reichtum seines Besitzers. Eine Veranda war halb vollendet und ragte wie zerbrochenes Glas aus der Rückseite. Die marmornen Spindeln überflüssiger Wendeltreppen verbanden Böden und Decken. In den beiden unteren Etagen waren de Decken höher gelegt worden, mit dem Ergebnis, dass die Zimmer im zweiten Stock nur für Kinder und Zwerge bewohnbar waren. Anstelle der brillenlosen, aus Backsteinen gemauerten Sitze, die der Rest des Schtetls benutzte, hatte man in den Aborthäuschen Porzellantoiletten installiert. Der durchaus schöne Garten war umgegraben worden; stattdessen befand sich dort nun ein Kiesweg, gesäumt von Azaleen, die so stark gestutzt waren, dass sie nicht blühten. Doch Menachems größter Stolz war das Gerüst: Es war das Symbol dafür, dass sich alles veränderte, dass alles immer besser wurde. Er liebte das wachsende Skelett aus provisorischen Trägern und Brettern, er liebte es mehr als das Haus selbst und überredete den widerstrebenden Architekten schließlich, es in die Pläne einzuzeichnen. Auch die Arbeiter wurden in die Pläne eingezeichnet. Es waren



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